Zahnlexikon

Sedierung / Dämmerschlaf

Frage 1. Dr. Jürgen Vosshans – Stellen Sie sich doch kurz mit einigen Sätzen vor. Wer sind Sie, wie war Ihr Werdegang und wo sind sie derzeit tätig?

Nach meinem Studium an der Universität in Münster, erlangte ich meine Promotion und verbrachte meine zweijährige Assistenzzeit in Westbevern. Danach absolvierte ich eine vierjährige Weiterbildung im Bereich der Oralchirurgie im Klinikum Osnabrück MKG unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Esser. Anschließend ließ ich mich 2006 in meiner eigenen Praxis im wunderschönen Telgte nieder.

Sedierung / Dämmerschlaf - zahnimplantate

Dr. Jürgen Vosshans

  • setzt jährl. 700 Implantate
  • Fachzahnarzt für Oralchirurgie
  • Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie
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Frage 2. Was qualifiziert Sie im Besonderen über das Thema „Sedierung “ zu schreiben?

Die Qualifikation für Sedierung habe ich während der Fach/ Weiterbildung-Oralchirurgie in Osnabrück erlangt. Wir führen in unserer Praxis ca. 1000 Sedierungen im Jahr durch und das seit 14 Jahren. Da wir eine Überweisungspraxis sind, behandeln und versorgen wir sehr viele Angstpatienten, sowie Kinder als auch Patienten mit Handicap, die für eine Sedierung besonders empfänglich sind.

Frage 3. Was ist überhaupt eine Sedierung oder Dämmerschlaf?

Die Sedierung ist eine Behandlungsform von bewusst ausgeschalteter Wahrnehmung (Schlaf), jedoch keine Vollnarkose (Anästhesist, Beatmung). Das Wort dormire (schlafen) vom Produkt Dormicum beschreibt schon diese Situation, man wird in einen Dämmerschlaf versetzt durch das Präparat Dormicum (Midazolam) bzw. andere Sedativa. Alle Schutzreaktionen bzw. Reflexe sind vorhanden, der Patient atmet spontan (muss nicht beatmet werden), und kann im Unterbewusstsein angesprochen werden.

Frage 4. Wie funktioniert der Behandlungsablauf bei einer Sedierung?

Nach Aufklärung und Besprechung des Eingriffs wird ein Zugang gelegt und eine intravenöse Gabe (auch oral möglich) von Dormicum appliziert. Dies geschieht unter stetiger Überwachung durch die Pulsoximetrie und Sauerstoffsättigung des Blutes. Außerdem wird zusätzlich noch eine Lokalanästhesie zur Schmerzausschaltung gegeben.

Anschließend kann der Patient im Aufwachraum wiedererwachen bzw. bei tiefschlafenden Patienten kann ein Gegenmittel (Antidot) verabreicht werden. Dieses Antidot ist im Fall von Dormicum das sogenannte Anexate. Es hebt die Wirkung von Dormicum extrem schnell auf und der Patient erwacht in der Regel innerhalb von Sekunden.

Frage 5. Warum ist eine Sedierung für gerade für Angstpatienten besonders gut geeignet?

Patienten kommen bewusst zu uns und werden daraufhin überwiesen, da die normale Behandlung in Lokalanästhesie nicht möglich ist. Die Sedierung nimmt den Patienten die Angst und die Nervosität, verlangsamt die Reaktion und macht eine komplette Amnesie. Das heißt, dass die Patienten sich nicht an den Eingriff erinnern können. Daher ist es sehr sicher und schafft so auch bei aufwendigen chirurgischen Eingriffen gute Behandlungsmöglichkeiten für Angstpatienten.

Frage 6.  Gibt es Risiken bei der Behandlung?

Die Risiken der Analgosedierung sind sehr gering, da eine ständige pulsoxymetrische Überwachung erfolgt und somit eine mögliche Atemdepression gesteuert bzw. kontrolliert werden kann. Eine Begleitperson muss zur Verfügung stehen um den Patienten so lange zu betreuen bis er sich selbst wieder versorgen kann. Dies sind in der Regel einige Stunden. Eine Fahrtüchtigkeit ist frühestens nach 24 Stunden wiedergegeben. In Ausnahmefällen können Paradoxreaktionen auftreten, die eine intensivere Betreuung seitens der Praxis erfordern und ggf. durch Anexate aufgehoben werden können. Der entscheidende Vorteil gegenüber einer Vollnarkose ist, dass für eine Sedierung kein Narkosearzt in Anspruch genommen werden muss und weder eine Beatmung noch eine Intubationsnarkose nötig ist.

Frage 7. Wo liegen die Unterschiede zu einer Vollnarkose und wo liegen Vor- und Nachteile?

Ein Dämmerschlaf wird durch ein Schlafmittel induziert, nämlich mit Dormicum. Es findet keine Vollnarkose durch Narkosemittel statt. Reaktionen und Reflexe sind bei einer Sedierung, im Gegensatz zu einer Vollnarkose vorhanden.

Eine Sedierung erleichtert die Behandlung. Da kein Tubus erforderlich ist, besteht zu jeder Zeit die Möglichkeit, die Okklusion zu überprüfen und alle Bereiche im Mund bleiben zugänglich. Auch bei Patienten mit Würgereiz. (da unter Dormicum kein Würgereiz auftritt).

Ein Dämmerschlaf kann durch ein Antidot aufgehoben werden. Eine Vollnarkose nicht, sie kann nur ausgeleitet werden bis das Narkosemittel abgebaut ist. Die Sedierung ist kostengünstiger, schneller durchführbar und abhängig von externen Narkoseärzten.

Frage 8. Wer kann überhaupt eine Sedierung bekommen?

Prinzipiell können alle Patienten eine Sedierung erlangen. Sie bietet sich gerade für Risikopatienten, Angstpatienten, Patienten mit Handicap, sowie Patienten mit starken Würgereiz an. Vor allem die letztgenannte Patientengruppe ist für diese Form der Behandlung prädestiniert, da hier oft der Narkosearzt die Narkose verweigert.

Gerade Langzeittherapien auf Intensivstationen werden nicht unter Narkose und Beatmung durchgeführt, sondern in Langzeitsedierungen, aufgrund des geringeren Komplikations- und Risikoprofils.

Frage 9. Gibt es Alternativen zur Dämmerschlafnarkose? Wenn ja, wie schätzen Sie diese ein?

Als Alternative gibt es die Vollnarkose. Diese ist aber wesentlich aufwendiger und kostenintensiver, aufgrund des Narkosearztes, etc.
Die Lachgassedierung ist ebenfalls möglich, jedoch gibt es hier keine Amnesie. Der Patient ist wach, nur leicht gedämpft, das Sichtfeld ist eingeschränkt aufgrund der Inhalationsmaske. Aus unserer Sicht ist eine Analgosedierung das Mittel der ersten Wahl für die Mehrzahl der Fälle.

Frage 10. Wie schätzen Sie dieses Behandlungsverfahren vor allem im Kontext von Implantologischen Eingriffen ein?

Implantologische Eingriffe sind sehr gut in Sedierung durchführbar. Diese haben sich bewährt und werden sehr häufig in Deutschland durchgeführt. In unserer Praxis hat die Sedierung bei chirurgischen Eingriffen einen hohen Stellenwert und wir möchten uns diesem Instrumentarium nicht entziehen, da hierdurch viele Patienten zur Implantation überhaupt erst bereit sind dies durchführen zu lassen. Aus unserer Sicht ist der Dämmerschlaf der Weg um allen Patienten oralchirurgische/ implantologische Eingriffe zu ermöglichen.

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